Pressemeldungen
2017
Platz 4: Familie Schuster und K. Zimmermann
Von Jana Wiehe
Am Fuße des Katharinenturms im Breiten Weg konnte 2016 das einstige Portal der Katharinenkirche wieder eingeweiht werden – 50 Jahre nach deren Zerstörung. Das Kuratorium unter Vorsitz von Klaus Zimmermann und die Denkmalschützer Hans-Jörg und Frank Schuster haben damit ein Stück Stadtgeschichte wieder ins Blickfeld gerückt und vor dem Vergessen gerettet. Sie haben u. a. Spenden eingeworben, um das in Originalteilen erhaltene Portal – mit der Kopie der heiligen Katharina – am alten Standort neu aufbauen zu können. Am 29. Oktober 2016 wurde das wiederaufgebaute Portal unter großer Anteilnahme der Magdeburger neu eingeweiht.
4. Platz Klaus Zimmermann, Hans-Jörg und Frank Schuster für das Kuratorium Katharinenportal
Am Fuße des Katharinenturms konnte Ende Oktober das einstige Portal der Katharinenkirche wieder eingeweiht werden – genau 50 Jahre nach der Zerstörung des Gotteshauses. Das Kuratorium unter Vorsitz von Klaus Zimmermann und die Denkmalschützer Hans- Jörg und Frank Schuster haben damit ein Stück Stadtgeschichte wieder ins Blickfeld gerückt.
Von Jana Wiehe
Es ist 1966, das Schicksalsjahr für die alte Pfarrkirche St. Katharinen im heutigen Breiten Weg. Die beiden Türme des Gotteshauses werden mit der Spitzhacke abgetragen. Ein Sprengen ist nicht mehr möglich, da die erst neu gebauten Häuser in der damaligen Karl-Marx-Straße Schaden nehmen könnten. Also tragen Arbeiter die Steine mit den Händen ab. Nur zwei Jahre, nachdem das Kirchenschiff der Katharinenkirche in die Luft gejagt worden war, weil es eben nicht so recht ins neue sozialistische Straßenbild passte, sind damit auch die Türme an derReihe. Eigentlich sollten zumindest sie als Erinnerung stehen bleiben. Ein Café oben im Turm stand gar in Rede, doch das alles zählt plötzlich nicht mehr. Auf Geheiß Walter Ulbrichts sollen jetzt auch die Türme weichen. Der Denkmalschützer Hans Schuster kann das nicht mit ansehen. Es gelingt ihm, wenigstens das Portal samt der heiligen Katharina als Schutzpatronin zu retten und einzulagern. Nach 736 Jahren endet aber die Geschichte der Pfarrkirche St. Katharinen.
Hans Schuster hatte schon zwei Jahre zuvor versucht, die Sprengung des Kirchenschiff s zu verhindern. „Nach einem Bombentreff er und dem Brand 1944 war zwar der Dachstuhl kaputt, Türme und Mauern aber waren intakt“, berichtet Hans-Jörg Schuster, einer von Hans Schusters Söhnen. Sein Vater war, um die Sprengung noch zu verhindern, am Tag zuvor nach Berlin ins Ministerium geeilt. Es wurde tatsächlich ein Telegramm aufgesetzt, das einen Aufschub gewährte. Doch das Telegramm traf nicht rechtzeitig ein. Am 24. März 1964 wurde die Katharinenkirche gesprengt, zwei Jahre später auch die Türme abgerissen. Das frühere Gotteshaus teilt am Ende das Los mit sieben weiteren nach Kriegsende zerstörten Altstadtkirchen.
Was bleibt, ist die Vision. „Unser Vater hätte das Portal nicht gerettet ohne den Wunsch, es auch wiederaufzubauen“, sagt der zweite der Söhne, Frank Schuster. Beide Brüder sind in die Fußstapfen des Vaters getreten, haben den Betrieb nach dessen Tod übernommen und streiten heute leidenschaftlich für den Denkmalschutz.
Die Idee vom Wiederaufbau lebte fort. Von 2001 existiert eine Skizze, die Hans Schuster gefertigt hat. Schon da gab es Überlegungen, das Portal wieder aufzustellen. Doch erst 2011 reiften sie zum Projekt, als die Wobau das marode Haus der Lehrer zum modernen Wohn- und Geschäftshaus umbaute. „Hier besann man sich auf die historischen Wurzeln, denn die Katharinenkirche stand genau an der Stelle des HdL“, erinnert sich Klaus Zimmermann. Der neue Name Katharinenturm sollte daran anknüpfen. Aber nicht nur das. „Das originale Portal war ja noch da. Irgendwie muss es zurückfinden“, gibt Zimmermann die damaligen Überlegungen wieder. Zunächst gab es den Vorschlag, die inzwischen gefertigte Kopie der heiligen Katharina (das Original steht in der Wallonerkirche) im Katharinenturm aufzustellen. Das wurde wieder verworfen, doch schon bald fand sich eine Schar begeisterter Magdeburger, die sagte: „Wir bauen das Portal wieder auf!“ Für die Schuster-Brüder war es keine Frage, da mitzumachen. „Für uns erfüllt sich damit auch das Vermächtnis unseres Vaters“, sagen sie. Am 1. Juli 2014 gründet sich das Kuratorium zur Wiedererrichtung des Katharinenportals. Mit dabei sind neben Klaus Zimmermann auch der damalige Wobau-Geschäftsführer Heinrich Sonsalla, der Statiker und Hochschulprofessor Dieter Beyer, der für die Elektrik zuständige Oliver Ball, der Baubeigeordnete Dieter Scheidemann, Denkmalschützer Hans-Jörg Schuster und der Pfarrer der evangelischen Altstadtgemeinde Thoralf Thiele. Später kommt der neue Wobauchef Peter Lackner hinzu. Eine bunt gemischte Truppe, die ein gemeinsames Ziel verfolgt: den Wiederaufbau des historischen Katharinenportals zu einer breiten Bürgeraktion zu machen und dafür auch Spenden zu sammeln.
„Wir wollten zeigen, dass alle helfen können, dieses Stück Magdeburger Geschichte in das Stadtbild und Bewusstsein zurückzuholen“, beschreibt der Vorsitzende des Kuratoriums Klaus Zimmermann das Ziel. Und das stand auch zeitlich: Bis zur 50. Wiederkehr des Datums der Zerstörung der Altstadtkirche sollte das in Einzelteilen, aber original erhaltene Portal im Herbst 2016 wieder an Ort und Stelle stehen, gekrönt von der heiligen Katharina. Tatsächlich: Das Portal kann im Sommer wiederaufgebaut werden – dank zahlreicher Spenden. Klaus Zimmermann mit dem Kuratorium und die Schuster-Brüder knien sich in das Projekt hinein. Sie bringen ihr berufliches Können, aber auch viele Stunden Freizeit ehrenamtlich ein, sponsern teils auch Auftragsleistungen. Andere beteiligte Firmen helfen, indem sie Rechnungen stunden. Und es ist noch immer nicht alles beisammen. Von den 230 000 Euro fehlen noch rund 80 000 Euro, sagt Klaus Zimmermann.
Ganz fertig ist auch das Portal noch nicht. Eventuell soll noch eine Tafel von der Kirche und der heiligen Katharina berichten. Aber: Sie ist zurückgekehrt nach 50 Jahren! Zur Einweihung am 29. Oktober kamen rund 300 Bürger. Einige ältere unter ihnen kennen die Katharinenkirche noch, waren hier getauft worden. Nun gehen sie tief berührt durch das wieder auferstandene Portal.
„Es sind diese Bilder, die uns froh machen, dass wir es geschafft haben“, sagt Klaus Zimmermann. Die drei Kandidaten. Aber am Ende alle gemeinsam.
Eine Finanzspritze für die Finanzierung des Katharinentores im Breiten Weg kommt von der Dach-Service Ost GmbH. Geschäftsführer Gerd Petzoldt (2. v. r.) übergab vor dem wiederaufgebauten Eingangsportal der ehemaligen Kirche 6100 Euro an die Kuratoriumsmitglieder für den Wiederaufbau des Tores Oliver Ball, Peter Lackner und Klaus Zimmermann (v. l.). Das inzwischen eingeweihte Tor kostet rund 230 000 Euro. 163 000 sind bereits durch Spenden aufgebracht worden.
2016
Feierliche Einweihung des Katharinenportals / Nachbildung der heiligen Katharina enthüllt
Fünf Jahre sind vergangen, seit die Idee der Wiedererrichtung des Katharinenportals geboren wurde. Am Sonnabend ist mit der Enthüllung der heiligen Katharina nun offiziell die Einweihung gefeiert worden. Gut 300 Magdeburger ließen sich diesen Moment nicht entgehen.
Langsamen Schrittes und geradezu andächtig gingen Brigitte und Werner Kreutzer durch das gerade eröffnete Katharinenportal. Für das Paar sei dies ein ganz besonderer Moment – insbesondere für Werner Kreutzer. „Es symbolisiert ein Stück meiner Kindheit“, sagt er. „Ich bin froh, dass ich erleben darf, wie ein Stück Geschichte – meiner Geschichte – zurückkehrt.“ Es sei für ihn „wirklich ein erhabener Moment“.
Werner Kreutzer ist Baujahr 1921, im Dezember feiert er seinen 95. Geburtstag. Er ist in der einstigen Katharinenkirche getauft worden, heiratete dort 1944 seine erste Frau. Sein kleines grünes Stammbuch hatte er zur feierlichen Eröffnung mitgebracht. Um zu zeigen, wie eng er der Katharinenkirche verbunden ist. Die Kirche sei innen schön, aber nicht sehr prunkvoll gewesen. An seinen damaligen Pfarrer könne er sich erinnern: „Fritsche hieß er und war ein guter“. Im Pfarrhaus habe man Mikado gespielt und viel gesungen, erinnert er sich.
Aber auch an die nachfolgend traurige Geschichte der Kirche, die Stadtführerin Susanne Rabe im Zuge der feierlichen Einweihung wiedergab, kann Werner Kreutzer sich erinnern. Daran, dass die Kirche am 28. September 1944 nach einem Bombenangriff ausbrannte und sie mit dem Abriss der Ruine 1966 endgültig aus dem Stadtbild verschwand. „Eine Schande war das.“
1964 sei beim Abriss der Ruine noch gesagt worden, die Türme bleiben stehen, erinnerte Oberbürgermeister Lutz Trümper. Und keine zwei Jahre später, 1966, hatte Walter Ulbricht selbst die Türme abreißen lassen. Nun versuche man da, wo es machbar sei, wieder etwas entstehen zu lassen wie das Katharinenportal am Breiten Weg, wie am Landtag das Sterntor, wie das Sudenburger Tor und die Johanniskirche. „Das alles sind Symbole, die zeigen, dass die Tradition, die die Stadt Magdeburg hat, über Jahrhunderte wachgehalten werden muss.“
Glücklicherweise hat der Denkmalpflege- und Natursteinbetrieb Paul Schuster beim Abriss der Kirche die Steine des Portals gesichert und so die Historizität gewährleistet. Gut fünf Jahre, davon zwei Bauzeit, währte der Weg von der Idee, das Portal am Fuße des Katharinenturmes zu errichten, bis zur Einweihung. Rund 230 000 Euro betragen die Kosten für Restaurierung und Wiedererrichtung. Hierfür zeichnete ein Kuratorium um Bürgermeister und Finanzbeigeordneten Klaus Zimmermann mit einer Spendensammlung verantwortlich.
Mit der Enthüllung der Figur der heiligen Katharina ist das Portal nun offiziell an die Stadt Magdeburg übergeben worden. Bei der Figur handelt es sich allerdings um eine Nachbildung. Das Original sei in der Wallonerkirche zu sehen.
Alle wichtigen Bauunterlagen nebst einer Bachelorarbeit, welche die Digitalisierung aller originalen Überreste thematisiert, bekam Oberbürgermeister Lutz Trümper ebenso feierlich überreicht wie die „Verantwortung“ für das Portal.
Bereits seit Montag thront die heilige Katharina – noch verhüllt – auf der Spitze des wiedererrichteten Katharinenportals. Der weiße Schleier wird heute beim Herbstfest am Katharinenturm feierlich gelüftet, um damit die Fertigstellung des Spendenprojekts zu feiern. 50 Jahre nach ihrem Abriss kehrt damit ein Stück der Katharinenkirche ins Stadtbild zurück. Auf dem Breiten Weg gibt es von 10 bis 13 Uhr neben einer Ausstellung Spiel, Spaß und Überraschungen für die ganze Familie, u. a. mit Autorennbahn, Kinderschminken und Glücksrad.
Mit dem Setzen des ersten Sockelsteins hat Ende Juli 2016 der Wiederaufbau des Katharinenportals am Breiten Weg begonnen. Nun steht das auf Spenden gründende Projekt am Standort der einstigen Katharinenkirche vor seinem Abschluss. Am kommenden Sonnabend, 29. Oktober, wird das Portal im Rahmen des Katharinenturm- Herbstfestes ab 10 Uhr feierlich eingeweiht. „Dann wird auch die Figur der heiligen Katharina auf das Portal gesetzt“, kündigt Bürgermeister Klaus Zimmermann, Vorsitzender des Kuratoriums zum Wiederaufbau, den krönenden Abschluss der Arbeiten an.
Das Denkmal soll beispielhaft an die zerstörten Kirchen in der Magdeburger Innenstadt erinnern. Die ersten Vorarbeiten zum Wiederaufb au hatten bereits 2015 begonnen.
Die Bürgeraktion zur Wiedererrichtung und Unterhaltung des Portals unterstützte auch die Interessengemeinschaft (IG) Innenstadt. Deren Vorsitzender Frank Wagner und Sprecher Arno Frommhagen überreichten stellvertretend für die Händler und Gewerbetreibenden aus der City einen Spendenscheck über 2000 Euro an Klaus Zimmermann und Wobau-Geschäftsführer Peter Lackner vom Wiederaufbau-Kuratorium.
Herbstfest mit Spiel, Spaß und Wobi
Zum Herbstfest haben die Besucher am Sonnabend von 10 bis 13 Uhr außerdem die Möglichkeit, eine Ausstellung zur Geschichte des Gotteshauses in der Konferenzetage des Katharinenturms zu besichtigen. Tickets ab 1,50 Euro, um in die Konferenzetage zu gelangen, können Besucher im Lotto-Laden direkt am Katharinenturm erwerben. Auch eine originelle Spendenaktion mit attraktiven Preisen ist geplant, denn einige Spenden für die komplette Finanzierung werden noch gebraucht.
Auf dem Breiten Weg gibt es Spiel, Spaß und Überraschungen für die ganze Familie, u. a. mit Autorennbahn, Kinderschminken, Glücksrad und Wobi-Spatz, dem Maskottchen der Magdeburger Wohnungsbaugesellschaft
Weitere Spende für Wiederaufbau am Katharinenturm
Endspurt fürs Katharinenportal:
Die ÖSA unterstützen den Wiederaufbau mit 10 000 Euro. Am 29. Oktober wird das Toreingeweiht.
Von Stefan Harter
„Wir fördern hier ein Stück Kulturgeschichte“, erklärte Peter Ahlgrim, Vorstandsvorsitzender der Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt (ÖSA), gestern bei der Übergabe des Spendenschecks. „Als einheimischesUnternehmen verfolgen wir mit großem Interesse, wie ein lange verborgenes Zeugnis des alten Magdeburger Stadtbilds wieder sichtbar gemacht wird“, sagte er weiter.
Klaus Zimmermann und Peter Lackner vom Kuratorium für den Wiederaufbau des Katharinenportals bedankten sich für die Spende.„Die Unterstützung der ÖSA-Versicherungen hilft uns ein großes Stück weiter, die Bürgerinitiative erfolgreich umzusetzen“, sagte Zimmermann.Von den insgesamt benötigten 230 000 Euro für die Instandsetzung des Zugangs zur ehemaligen Katharinenkirche sind damit gut 140 000 Euro beisammen, erklärte der Kuratoriumsvorsitzende weiter.„Den Rest schaffen wir auch noch“, ist er zuversichtlich. Ander Einweihung und Übergabe an die Bürger am 29. Oktober ändere das auch nichts. Diese findet im Rahmen des Herbstfests am Katharinenturm statt.
Bei einem Bombenangriff am 28. September 1944 war die Katharinenkirche ausgebrannt, mit dem Abriss der Ruine 1966 verschwand sie endgültig aus dem Stadtbild. Nur das Eingangsportal wurde gerettet und zerlegt eingelagert. Nun wird es vor dem Katharinenturm aufgebaut.
Während die Bauarbeiten zum Wiederaufbau des Katharinenportals auf dem Breiten Weg auf Hochtouren laufen, wächst auch der Spendenstand weiter. Einen Scheck über 5200 Euro hat Heinrich Sonsalla, früherer Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg (Wobau), jetzt an das Kuratorium zur Wiedererrichtung des Katharinenportals übergeben.
„Für mich ist es eine Herzensangelegenheit, mich dafür einzusetzen, der so stark zerstörten und verletzten Stadt ein Stück ihrer Geschichte zurückzugeben“, erklärte Sonsalla dazu. Bei seiner Verabschiedung als Wobau-Chef im Dezember hatte er sich statt Blumen und Präsenten von seinen Gästen Spenden für das Portal gewünscht. Sonsalla, der auch selbst Mitglied in dem Kuratorium ist, sagte dazu: „Ich freue mich und bin dankbar, dass sich so viele daran beteiligt haben.“
Wie Magdeburgs Bürgermeister Klaus Zimmermann als Vorsitzender des Kuratoriums mitteilte, beträgt der Spendenstand inzwischen rund 109 000 Euro. „Auch die heutige Spende hilft uns sehr und bringt uns wieder einen großen Schritt weiter. Etwa Ende September rechnen wir mit der Fertigstellung des Portals. Für Ende Oktober planen wir eine Festveranstaltung zur offiziellen Übergabe. Dann wird auch die Figur der heiligen Katharina auf das Portal gesetzt werden“, kündigte Zimmermann an. Außerdem sollen Beleuchtungselemente installiert werden, um das Bauwerk künftig abends in Szene zu setzen. Ein Modell der Statue ist derzeit bereits in der Stadtsparkasse am Alten Markt zu besichtigen. Der genaue Termin für die Einweihung wird erst noch bekanntgegeben. Nach Abschluss der Bauarbeiten werden im Umfeld des Portals neben dem Katharinenturm auch die Sponsoren des Projekts namentlich verewigt.
Unterdessen wird sich das Kuratorium auch beim Rathausfest und Tag der offenen Tür am 3. Oktober präsentieren, für Fragen von Besuchern bereitstehen und weitere Spenden sammeln. Diese werden auch in Zukunft zur Unterhaltung des steinernen Zeitzeugen benötigt.
Die ersten Vorarbeiten für die Wiedererrichtung begannen bereits im vergangenen Jahr. Etwa 80 Prozent der Originalsteine waren noch vorhanden. „Es waren sehr umfangreiche und aufwendige statische Berechnungen notwendig. Diese hat dankenswerterweise unser stellvertretender Vorsitzender Prof. Dieter Beyer mit seinem Büro sowie einem Studenten, der darüber seine Bachelorarbeit verfasst hat, übernommen“, berichtete Klaus Zimmermann. Um die Steine des Portals wieder zusammensetzen zu können, wurde zunächst eine Stahlbetonkonstruktion als Stützmauer errichtet.
Das Schiff der Katharinenkirche war 1964 gesprengt worden, zwei Jahre später wurden auch die Türme abgerissen. Das Haus der Lehrer, heute Katharinenturm, entstand an ihrer
Stelle.
Katharinenportal nimmt Formen an / Spenden gesucht
Ab Montag wird das eigentliche historische Bauwerk wiedererrichtet
Für das Katharinenportal auf dem Breiten Weg ist der Rohbau fertig. Ab dem kommenden Montag sollen die ersten orginal erhaltenen Steine der früheren Katharinenkirche verlegt werden, wie die Volksstimme gestern erfuhr.
In den vergangenen 14 Tagen entstand zunächst eine Betonstützmauer. Diese wurde mit Hilfe einer Holzverschalung gegossen. Die Grundform lässt schon einmal erahnen, wie sich das Portal ins Stadtbild einfügen wird und erntet entsprechend aufmerksame Blicke von Passanten im Nordabschnitt des Breiten Weges.
An der Mauer werden die original erhaltenen Teile des früheren Eingangsportals der Katharinenkirche angebracht. Dafür wollen Klaus Zimmermann, Vorsitzender des Kuratoriums für den Wiederaufbau, und Peter Lackner, Geschäftsführer der Wobau (koordiniert den Bau) am Montagvormittag offiziell den Startschuss geben.
Das Portal war 1966 vor dem Abbruch der Katharinenkirche vom Baubetrieb Schuster gesichert und eingelagert worden. Mittlerweile wurde es restauriert. Das Kuratorium sammelt noch immer Spenden für den Wiederaufbau.
1966 wurde die Katharinenkirche abgerissen, seit gestern wird am geretteten Portal gebaut
Genau um 10 Uhr wurde am Montag mit dem Wiederaufbau des Portals der ehemaligen Katharinenkirche begonnen. Noch in diesem Jahr soll es fertig werden.
Von Peter Ließmann
Langsam setzt Steinmetzmeister Steffen Schuster den großen Sandsteinblock mit Hilfe eines Krans auf einem Sockel an der Betonkonstruktion ab, die Gesellen Günther Kohl und Matthias Meyne richten den Stein so aus, dass er hundertprozentig gerade steht. Der Anfang ist damit gemacht, seit Montag wird das Portal der Katharinenkirche wieder aufgebaut.
Rund 130 Steine des Portals werden in den kommenden Monaten gesetzt, sagt Firmenchef Frank Schuster. Das wird seine Zeit benötigen. „Wir können pro Tag nur zwei bis drei Schichten setzten, dann muss zum Beispiel der verwendete Mörtel erst einmal trocknen.“ Die Sandsteine des Portals wurden vorher restauriert und so bearbeitet, dass sie an die Betonkonstruktion passen. „Das war durchaus eine handwerkliche Herausforderung“, sagt Frank Schuster. Die einstigen Bauleute konnten ihrerszeit die Bruchsteine der Kirche an die Portalsteine anpassen, jetzt sei es genau umgekehrt. „Wir haben mit der Betonkonstruktion, an die das Portal angesetzt wird, eine ganz klare Vorgabe und mussten die historischen Steine daran anpassen“, so Schuster. Und das Portal wird mit Edelstahlankern an der Betonkonstruktion befestigt.
Das Kuratorium zur Wiedererrichtung des Katharinenportals sammelt seit 2014 Geld, um das Portal, das 1966 vor dem Abriss der Kirche gerettet werden konnte, im Breiten Weg genau an der Stelle wiederentstehen zu lassen, wo einst die Katharinenkirche stand. Als 2014 der Katharinenturm (früher Haus des Lehrers) von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft (Wobau) eröffnet wurde, hat das Unternehmen das Versprechen gegeben, das Portal wieder aufzubauen. Dafür wurde das Kuratorium gegründet. Insgesamt kostet der Wiederaufbau 200 000 Euro, 86 000 Euro konnten bereits gesammelt werden. Im Internet ist unter der Adresse www.katharinenportal-magdeburg.de ein Spendenhinweis zu finden.
Am Sonnabend herrschte Gedränge an der Spendenkasse und im 11. Stockwerk des Katharinenturms im Breiten Weg
Der Magdeburger liebt den Blick über seine Stadt. Das erwies sich einmal mehr am Sonnabend am Katharinenturm (ehemaliges Haus der Lehrer) im Nordabschnitt des Breiten Weges. Drumherum herrschte Volksfestatmosphäre mit Bratwurstbude und Hüpfeburgen. Das Kuratorium zum Wiederaufbau des Katharinenportals hatte zum Frühlingsfest eingeladen. Als die Attraktion erwies sich das Angebot zur Auffahrt ins 11. Obergeschoss des Wohn- und Geschäftsturms im Wobau-Besitz; Panoramablick über die Dächer der Innenstadt inklusive. Rund 450 Besucher nutzten die Gelegenheit am Sonnabend allein binnen drei Stunden. Matthias Schenk, Mitorganisator des Festes, ist hochzufrieden: „Unsere Erwartungen wurden übertroffen.
“Den Ausblick samt Informationen über die Geschichte des Standortes und Begegnung mit Otto, Adelheid, Luther und Telemann – vortrefflich gegeben von trefflich kostümierten Statisten – gab es nicht ganz umsonst, aber für einen guten Zweck. 1,50 Euro zahlte jeder Panoramagucker zugunsten des Wiederaufbaus des alten Kirchentores in die Spendenkasse ein. Daneben erkletterten Dutzende Kinder und Jugendliche Bierkiste um Bierkiste und mit jeder einzelnen weitere 15 Euro, die Sponsoren des Wettbewerbs ebenfalls fürs Tor auszugeben bereit waren. Die Sparkasse schließlich wird den Schlussbetrag verdoppeln; die Bilanz steht noch aus.
Das Frühlingsfest wurde abgehalten am denkwürdigen Datum – vor einem halben Jahrhundert fielen mit den beiden Türmen die letzten Reste der Katharinenkirche am Standort des heutigen Katharinenturms dem Abriss zum Opfer. 50 Jahre später, noch im Mai/Juni, sollen nach Auskunft von Matthias Schenk die Vorbereitungen zum Wiederaufbau des in Teilen erhaltenen Kirchenportals (12 Meter hoch) beginnen. Insgesamt 200 000 Euro kostet der Wiederaufbau; etwa die Hälfte der Summe haben Spender und Sponsoren bereits aufgebracht.
Edelgard Meier und Waltraud Schmitz, zwei der Festbesucherinnen am Sonnabend, sind begeistert vom Vorhaben und ebenso vom Ausblick über die Dächer ihrer Heimatstadt. „Wir sind sehr gespannt, wie sich Magdeburg weiter entwickelt. Im Moment passiert ja sehr viel vom Abriss des Blauen Bocks bis zu den Neubauten am Dom“, sagen die Frauen und Stolz schwingt mit.
Historischer Kircheneingang wird im Breiten Weg bis Jahresende wieder aufgestellt
Ein Stück Magdeburger Altstadt wird seit Montag im Breiten Weg wieder sichtbar. Vor dem Katharinenturm begannen die Arbeiten für den Wiederaufbau des Katharinenportals. Es soll an die 1966 abgerissene Katharinenkirche erinnern.
Von Rainer Schweingel
Bauarbeiter werkeln mit Werkzeugen an einer meterhohen Holzverschalung mitten im Breiten Weg. Passanten schauen argwöhnisch auf das Geschehen und fragen sich „Noch eine Baustelle im staugeplagten Magdeburg?“ Ja, noch eine - allerdings eine mit ganz besonderem Hintergrund. Ausnahmsweise geht es mal nicht um Leitungsreparaturen oder Straßen- und Tunnelbau. Ganz im Gegenteil: Ein Stück altes Magdeburg soll wieder hergestellt werden: das Katharinenportal.
Dafür zimmern derzeit Bauarbeiter einer Wernigeröder Firma im Auftrag der Magdeburger Wohnungsbaugesellschaft Wobau eine Verschalung zusammen, in die morgen Beton gegossen werden soll. So entsteht eine Stützwand. Sie soll das stabile Grundgerüst für das künftige Katharinenportal bilden. Der Standort ist dabei ganz bewusst gewählt. Just an diesem Platz stand bis 1966 die Katharinenkirche. Kriegsbeschädigt wurde sie damals abgerissen, was bis heute ähnlich wie bei der Ulrichskirche umstritten ist. Nach dem Abriss wurde an dieser Stelle das Haus der Lehrer errichtet, das die Wobau nach langem Leerstand sanierte, 2014 wieder eröffnete und es als Hommage an die ehemalige Magdeburger Altstadtkirche in Katharinenturm umbenannte. Schritt zwei ist nun der Wiederaufbau des Katharinenportals. Der Kircheneingang konnte 1966 gerettet werden und befindet sich in zerlegten Einzelteilen auf dem Hof der Magdeburger Firma Schuster. Diese Steine sollen nun wieder zu einem Portal zusammengefügt werden.
Die im Bau befindliche Mauer am Katharinenturm wird die Steine aufnehmen und nach der Fertigstellung ein Stück Altstadt auch für die Magdeburger auferstehen lassen, die die Kirche nicht mehr aus eigenem Erleben kennen. „Wir freuen uns, dass es nun losgeht“, sagte Wobau-Geschäftsführer Peter Lackner der Volksstimme. Die Gesellschaft hat die Koordination des Wiederaufbaus übernommen.
Finanziert wird das Projekt allerdings über ein Kuratorium und Spendengelder. „71 000 Euro sind da schon zusammengekommen“, freut sich Peter Lackner. Allerdings reiche die Spendensumme noch nicht aus. Rund 200 000 Euro sind notwendig, um den Wiederaufbau zu finanzieren. „Wir hoffen deshalb, dass noch viele Magdeburger bei der Finanzierung mithelfen, gern auch mit Kleinspenden.“ Zusätzlich liegen Zusagen von Großsponsoren vor. Die Wobau hofft, den Bau spätestens bis zum Jahresende abschließen zu können, der dann auch mit einem Lichtkonzept beleuchtet wird.
Wenn die Betonstützmauer ausgehärtet ist, sollen die Steine an der Mauer angebracht werden, so dass zwar nicht die Kirche, aber zumindest ihr ehemaliger Eingang daran erinnert, was Magdeburg auch mal war: Eine Stadt voller Altstadtkirchen – und mittendrin die der Heiligen Katharina.
Abriss der Türme der Katharinenkirche jährt sich in diesem Jahr zum 50. Mal
50 Jahre nach dem Abriss der Katharinenkirchtürme sammeln aktive Magdeburger für den Wiederaufbau des noch erhaltenen Katharinenportals. Sie laden zu einem Frühlingsfest am 23. April ein. Bei diesem steht der Wiederaufbau des Katharinenportals auf dem Breiten Weg einmal mehr im Mittelpunkt. Von 10 bis 13 Uhr bekommen Interessenten Informationen rund um das Vorhaben. Die Veranstaltung wird vom Kuratorium zur Wiedererrichtung des Katharinenportals organisiert.
Für den Wiederaufbau des noch erhaltenen Portals mit der Figur der Heiligen Katharina und die Instandhaltung rechnet der ehrenamtlich organisierte Verein zunächst mit Kosten von rund 200 000 Euro. Ziel des Kuratoriums ist, noch in diesem Jahr die notwendige Summe einzusammeln. Führungen im Turm und der Panoramablick Mit unterschiedlichen Aktionen sollen deshalb auch beim Frühlingsfest weitere Spenden eingenommen werden. So können Besucher bei Führungen im Katharinenturm einen ebenso seltenen wie spektakulären Panoramablick über die Stadt genießen und eine Ausstellung zur Geschichte der Katharinenkirche über das Haus der Lehrer bis hin zum Katharinenturm anschauen. Auch Dokumente der Kirchengemeinde und Gegenstände aus dem einstigen Altstädter Gotteshaus werden in der Konferenzetage auf der 11. Ebene des Turms zu sehen sein. Die Panoramatickets gibt es gegen eine Spende von 1,50 Euro ab sofort bereits im Lottoladen im Katharinenturm.
Die jüngsten Festbesucher werden an der Autorennbahn, beim Kinderschminken oder mit Maskottchen Wobi-Spatz am Glücksrad unterhalten. Die Katharinenkirche hatte die Bombardierung der Magdeburger Innenstadt zum Ende des Zweiten Weltkriegs relativ glimpflich überstanden. Dennoch beschloss die DDR-Führung, das nur teilweise beschädigte Kirchenschiff zu sprengen. 1966 wurden dann auch noch die beiden Türme der mittelalterlichen Kirche abgerissen.
2015
Herbstfest am Hochhaus im Breiten Weg unterstützt Spendenaktion
Im Katharinenturm geht es am morgigen Sonnabend hoch hinaus. Im Rahmen eines Herbstfestes rund um den Turm können Besucher von 10 bis 13 Uhr in die sonst nicht öffentlich zugängliche
Konferenzetage im 11. Stock des Hochhauses auf dem Breiten Weg fahren und den Rundum-Blick über Magdeburg genießen. Die dortige Ausstellung zur Katharinenkirche macht den Ausflug nach oben auch für Geschichtsfreunde spannend.
„Für den Besuch der Ausstellung und den Genuss der Aussicht wird eine Spende von 1,50 Euro erbeten“, sagt Wobau- Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Zimmermann, „wer 3,50 Euro spenden möchte, bekommt noch eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen serviert. Die Spende fließt in den Wiederaufbau des Katharinenportals, der zurzeit vorbereitet wird.“ Die erhalten gebliebene Kirchpforte soll an die Katharinenkirche erinnern und bis Herbst 2016 aufgestellt werden. 55 000 von 200 000 dafür benötigten Spendeneuro sind bisher vom eigens gegründeten Kuratorium gesammelt worden.
Am Fuß des Turms laden Aktionen und Unterhaltung zum Besuch ein. Kleine Gäste erwarten Autorennbahn, Kinderschminken und Glücksrad. Beim Kistenklettern werden unter allen Teilnehmern Eintrittskarten für ein Heimspiel des 1. FC Magdeburg verlost. Dessen Spieler Lars Fuchs und Michel Niemeyer geben zudem von 11 bis 12 Uhr Autogramme.
Im Katharinenturm geht es am 10. Oktober hoch hinaus. Im Rahmen des Herbstfestes rund um den Tower können Besucher von 10 bis 13 Uhr in die sonst nicht öffentlich zugängliche Konferenzetage im 11. Stock des Hochhauses auf dem Breiten Weg fahren und den spektakulären Rundum-Blick über Magdeburg genießen. Die dortige Ausstellung zur Katharinenkirche macht den Ausflug nach oben auch für Geschichtsfreunde spannend. „Für den Besuch der Ausstellung und den Genuss der Aussicht wird eine Spende von 1,50 Euro erbeten", sagt Wobau-Aufsichtratsvorsitzender Klaus Zimmermann. „Wer 3,50 Euro spenden möchte, bekommt noch eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen in der Konferenzetage serviert. Die Spende fließt in den Wiederaufbau des Katharinenportals, der zur Zeit vorbereitet wird."
Die Schau zeigt seltene Zeitdokumente und historisches Inventar, darunter eine Taufschale und ein Kelch aus der Kirche. Zusätzlich werden ein Kalender mit historischen und modernen Motiven und ein eigens für die Spendenaktion hergestellter Tontaler mit dem Wappen der Katharinenkirche sowie steinernde Originalstücke Magdeburger Geschichte zugunsten des Projektes verkauft. Doch auch am Fuße des Turms laden Aktionen und Unterhaltung zum Besuch ein. Während die großen Gäste bei Musik und kulinarischen Häppchen mehr über die Katharinenkirche erfahren können, sind die Kinder bei einer AUtorennbahn, beim Kinderschminken oder mit dem Wobau-Maskottchen Wobi Spatz am Glücksrad gut aufgehoben. Beim Kistenklettern werden unter allen Teilnehmern Eintrittskarten für ein Heimspiel des 1. FC Magdeburg verlost.
Neben allem Vergnügen werben die Organisatoren, das Kuratorium für den Wiederaufbau des Portals und die Wobau, kräftig um Aufmerksamkeit für ihr Vorhaben. Die noch erhaltende Kirchenpforte soll stellvertretend an das Gotteshaus erinnern, das in den 1960er Jahren abgerissen worden war. Vorbereitende Arbeiten für die Verankerung des zwölf Meter hohen Bauwerks, das von der Statue der Heiligen Katharina gekrönt wird, sind bereits in Gange. Im Sommer 2016 wird der eigentliche Aufbau beginnen. Bis zum Herbst 2016 soll das Portal stehen. Den aktuellen Spendenstand und viele weitere Informationen rund um Kirche, Kuratorium und das Projekt können Interessierte auf der Homepage unter www.katharinenportal-magdeburg.de einsehen.
Altstadtgemeinde verfügt über alte Kunstschmiedearbeiten,
Bücher und Fotos / Ausstellung beim morgigen Frühlingsfest
Ein paar kunstvolle Metallgefäße, Bücher, Fotos – außer den Steinen des Katharinenportals, die wieder zusammengesetzt werden sollen, ist nicht viel geblieben von der Katharinenkirche. Doch es sind wichtige Erinnerungsstücke an die Tradition der Evangelischen Altstadtgemeinde.
Von Martin Rieß
Was ist von den Kirchen der Magdeburger Innenstadt geblieben? Gemessen an dem, was an Inventar im Zweiten Weltkrieg und danach zerstört wurde, nicht viel. Doch einige Stücke haben überlebt. Und was die Evangelische Altstadtgemeinde angeht: Gerade aus der Katharinenkirche, die bereits vor dem großen Luftangriff am 16. Januar 1945 nach einem Bombardement ausbrannte, ist mehr erhalten geblieben als aus anderen Kirchen der Altstadt.
Thoralf Thiele ist Pfarrer der Altstadtgemeinde. Er sagt: „Gerade jetzt, da der Wiederaufbau des Katharinenportals gestemmt werden soll, ist das in unserer Gemeinde ein Thema.“ Das leuchtet ein: Ist doch die Gemeinde der Katharinenkirche in der Altstadtgemeinde aufgegangen – ebenso wie die beispielsweise aus der Ulrichskirche, der Heiliggeistkirche und der Petrikirche. Und damit gibt es Menschen, die sich an das kirchliche Leben in dem altehrwürdigen Bauwerk am Breiten Weg erinnern können.
Und das, obwohl die Zerstörung der Kirche schon mehr als 70 Jahre zurückliegt. Der Grund: Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die Altstadtgemeinde schon einmal mit dem Wiederaufbau begonnen, um das auf das Jahr 1230 zurückgehende Kirchenbauwerk als neuen Sitz nutzen zu können. Dies war nicht direkt nach dem Krieg geschehen, denn zuvor war bereits die Heiliggeistkirche im Bereich der Rückseite des heutigen Allee-Centers an der Goldschmiedebrücke enttrümmert, saniert und neu eingerichtet worden. Nur stand diese Kirche dem Städtebau der DDR-Verwaltung im Weg. Und die Gemeinde hatte begonnen, die nächste Kirchenruine zu beräumen und herzurichten – die der Katharinenkirche. Nicht nur die Aufbauarbeit, sondern bereits Gottesdienste und Kirchenfeste in dem provisorisch hergerichteten Raum sind der Nachkriegsgeneration in Erinnerung geblieben.
Mitte der 1960er Jahre war auch dieser mit jeder Menge Arbeit und Eigeninitiative verbundene Traum ausgeträumt und die Kirche wurde zerstört: Erst wurde das Kirchenschiff gesprengt, später die Türme abgetragen. Den dritten und erfolgreichen Anlauf unternahmen die evangelischen Christen der Gemeinde mit der Wallonerkirche. Thoralf Thiele sagt: „Das alles ist natürlich eine sehr bittere Geschichte.“ Gemeint ist: Wie wenig die damaligen Machthaber mit den langen Traditionen der Magdeburger Kirche anfangen konnten und wie sehr sie das Engagement der Christen seinerzeit verachteten.
Und trotzdem steht der Pfarrer der Altstadtgemeinde auf der Liste des Kuratoriums zum Wiederaufbau. Sicher, sagt er, man kann die zerstörte Geschichte nicht wieder lebendig machen. Und ein Ort kirchlichen Lebens wird am Breiten Weg an dieser Stelle auch nicht wieder entstehen. Aber die Erinnerung an das Vergangene wird mit dem Katharinenportal wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen geholt und aus der Altstadtgemeinde herausgetragen.
Mit dem wiederaufgebauten Portal wird ein Mosaikstein zu den Artefakten der Gemeinde hinzugefügt, die immer einmal wieder durch die Hände der Menschen wandern, sei es, dass die Fotoalben mit den Bildern von Zerstörung, Aufbau und Wieder-Zerstörung durch die Hände gehen. Oder dass auch die heutigen Pfarrer zum Ende ihrer Dienstzeit ihre Erinnerungen in einer Art Chronik niederschreiben, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Oder eben die Gerätschaften für den Gottesdienst, die inzwischen in der Wallonerkirche ihre Dienste tun.
Auch wenn es nur wenige Stücke gibt, die aus der Katharinenkirche übrig geblieben sind – ungelöste Rätsel gibt es dennoch. So zu einer Urkunde zur Goldenen Konfirmation aus dem Jahr 1936: Was aus der Jubiläumskonfirmandin geworden ist, ist unklar. Und auch ein kleiner beschrifteter Knochen, der beim Enttrümmern am Taufstein der Katharinenkirche gefunden wurde, wirkt rätselhaft.
Am meisten grübelt Pfarrer Thoralf Thiele jedoch über zwei große Kerzenständer nach, die wohl auch aus der Katharinenkirche stammen und auf einem Foto aus den 1950er Jahren zu sehen sind, das in der Heiliggeistkirche aufgenommen wurde. Sie sind verschwunden – und würden sich seiner Meinung nach doch gut machen in der Reihe von lebendigen Stücken aus der Magdeburger Kirchengeschichte.
Informationen zum Wiederaufbau
Bei einem Frühlingsfest am Katharinenturm am Sonnabend, 11. April, steht das Projekt „Wiederaufbau des Katharinenportals“ im Mittelpunkt. Von 11 bis 13 Uhr bekommen Interessenten zahlreiche Informationen rund um das Projekt. Die Veranstaltung wird von der Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg in Zusammenarbeit mit dem Kuratorium zum Wiederaufbau des Portals organisiert. Der Eintritt ist frei.
In einer Ausstellung werden seltene Zeitdokumente und historisches Inventar der Kirche gezeigt, darunter auch eine Taufschale und ein Kelch. Außerdem werden steinerne Stücke Magdeburger Geschichte verkauft, informiert Klaus Zimmermann als Vorsitzender des Kuratoriums. Mit unterschiedlichen Aktionen wie Kistenklettern soll Geld für den Wiederaufbau gesammelt werden. Bei Führungen können Interessenten den Katharinenturm erklimmen.
Die Kirche wurde ab 1230 erbaut und überstand den Zweiten Weltkrieg glimpflich. Dennoch wurde 1964 ihr Untergang besiegelt. Die DDR-Führung beschloss, das beschädigte Kirchenschiff abzureißen. Zwei Jahre später sollten auch die Türme weg. An gleicher Stelle entstand das Haus der Lehrer (heute Katharinenturm). Das noch erhaltene, etwa zwölf Meter hohe Eingangsportal der Kirche soll an alter Stelle aufgebaut werden. Kosten: rund 200 000 Euro.
Kuratorium zur Wiedererrichtung des historischen Kirchportals sucht mit alten Fotoaufnahmen nach Zeitzeugen
Das Kuratorium zur Wiedererrichtung des Katharinenportals sucht mit historischen Aufnahmen nach Zeitzeugen, die bei der Enttrümmerung der Kirchenruine nach dem Krieg dabei waren.
Von Heiko Schmietendorf
Mit dem Abriss der Türme der Katharinenkirche 1966 und dem Neubau des späteren Hauses der Lehrer war die Neugestaltung im Nordabschnitt des heutigen Breiten Weges weitgehend abgeschlossen und das Schicksal der Katharinenkirche endgültig besiegelt. Über viele Jahrhunderte hatte sie das Stadtbild mitbestimmt.
Nur wenige Jahrzehnte prägte hingegen das HdL die Silhouette der Innenstadt. Es wurde nach jahrelangem Leerstand ab 2011 umfangreich saniert und nach über drei Jahren Bauzeit als „Katharinenturm“ wieder eröffnet. Anlässlich des bevorstehenden 50. Jahrestages der Zerstörung der Katharinenkirche soll nun 2016 das erhaltene Portal der Kirche am Katharinenturm wiedererrichtet werden.
Das Kuratorium zur Wiedererrichtung des Katharinenportals sucht deshalb in Vorbereitung nach Zeitzeugen und präsentiert anlässlich des Frühlingsfestes am kommenden Sonnabend, 11. April, von 11 bis 13 Uhr bislang unbekannte historische Fotos von der Enttrümmerung der Katharinenkirche. Die leider undatierten Bilder zeigen Magdeburger verschiedener Generationen bei der schweren körperlichen Arbeit.
Um mehr über das Schicksal der Kirche zu erfahren, sucht das Kuratorium weitere Fotos und die Personen, die sich eventuell auf den Fotos wieder erkennen oder über die Katharinenkirche berichten wollen.
Skulptur der in den 1960er Jahren abgebrochenen Katharinenkirche ist wieder da / Kuratorium sammelt fürs Portal
Seit gestern steht das Modell der Katharinenkirche wieder am Breiten Weg. Die Mitglieder des Kuratoriums sehen dies als Start für eine weitere Etappe im Wiederaufb au des Portals der zerstörten Kirche, deren Geschichte ins 13. Jahrhundert zurückreicht.
Von Martin Rieß
„Noch ein bisschen nach unten, noch ein bisschen zu mir“ – Klaus Zimmermann ist Bürgermeister und Finanzbeigeordneter. Gestern ist er am Breiten Weg 31 aber in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Kuratoriums zum Wiederaufbau des Katharinenportals erschienen. Der Anlass: Das Bronzemodell der Kirche schwebt, gehalten vom Arm eines Krans, wieder vor dem Katharinenturm ein. Und die Mitglieder des Kuratoriums packen selbst mit an, als es um die letzten Zentimeter über derPlatte für das Kirchenmodell geht.
Der Vorsitzende des Kuratoriums erläutert: „Wir sehen die Rückkehr des Modells und das für den 11. April geplante Frühlingsfest am Katharinenturm als Start in eine neue Etappe unserer Spendensammlung.“ Das Modell erinnert ebenso wie weitere Bronzeabbilder in Magdeburg an Originalstandorten an die Zerstörung der jeweiligen Kirchen im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit. Das von der Katharinenkirche war aber im Oktober 2012 verschwunden. Es musste eingelagert werden, damit es während des Umbaus des alten Hauses der Lehrer zum Katharinenturm nicht beschädigt wird und damit die Bauleute genug Platz zum Arbeiten haben.
Heinrich Sonsalla ist Geschäftsführer der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg, die den benachbarten Katharinenturm nach Jahren des Leerstands zum Leben erweckt hat. Der Wobau-Chef engagiert sich ebenfalls im Kuratorium und sagt: „Die Arbeiten an Ver- und Entsorgungsleitungen südlich des Katharinenturms sind abgeschlossen und das Fundament für das Portal ist fertiggestellt. Damit ist die Baustelle an dieser Stelle erst einmal Geschichte, und das Kirchenmodell erinnert wieder an die Geschichte dieses Teils der Altstadt.“ Und, so betont Klaus Zimmermann, es vermittelt einen ganz anderen Eindruck von der historischen Ansicht als die Bilder, die beispielsweise im Katharinenturm zu sehen sind.
Die Spendenuhr auf der Internetseite des Kuratoriums zeigte gestern einen Spendenstand von 45 000 Euro an. Klaus Zimmermann: „Einen herzlichen Dank schon einmal an dieser Stelle allen Spendern und Firmen, die uns unterstützt haben.
Fehlen dennoch 155 000 Euro. Das ist eine Menge Geld, das aber dringend notwendig ist. So hatte sich schon der Bau des Fundaments in die Länge gezogen: Gemeinsam mit den Städtischen Werken Magdeburg mussten die beteiligten Firmen nach Ideen suchen, wie Leitungen nach unterschiedlichen Industrienormen miteinander verbunden werden können. Da waren Maßanfertigungen gefragt. Heinrich Sonsalla: „Diese Arbeit war sehr schwierig, und ohne das Engagement aller Beteiligten hätte das kaum funktioniert. Notwendig war diese Vorbereitung, da das Portal direkt über den Leitungen errichtet wird.“
Derzeit laufen die Detailplanungen, der Bauantrag ist in Arbeit, die einzelnen Segmente des Portalpuzzles werden vorbereitet. Hinter zwei Säulen neben dem Katharinenturm, die mit Tafeln mit Informationen zum Bauwerk verkleidet sind, befindet sich bereits die Bewehrung, die der Betonstütze Halt geben soll. An dieser wird seinerseits das neun Meter hohe Portal befestigt, das Fußgänger auch zwischen Breitem Weg und Margarethenstraße der Verbindung zur Weitlingstraße – durchqueren können.
Hans-Jörg Schuster, ebenfalls Vorstandsmitglied im Kuratorium, sagt: „Wir müssen rund 80 einzelne Teile des Portals restaurieren und an seinen künftigen Standort anpassen.“ Im Wesentlichen können die Originalsteine aus der Katharinenkirche genutzt werden, einzelne fehlende Teile müssen neu angefertigt werden.
Nach wie vor befindet sich übrigens eine Nacharbeit der Skulptur der heiligen Katharina in der Filiale der Stadtsparkasse Magdeburg am Alten Markt. Die steinerne Dame mit mehreren Hundert Kilo Gewicht sitzt dort seit einigen Monaten als Reklame für die Spendensammlung des Kuratoriums. Sie wird es auch sein, die nach Fertigstellung des Portals auf diesem thronen wird. Gut zu erkennen sind Portal und Skulptur auch auf dem gerade wieder aufgestellten Bronzemodell am Breiten Weg 31. Das Originalkunstwerk mit dem Bildnis der heiligen Katharina in Sandstein soll aus denkmalschützerischen Gründen nicht wieder der Witterung im Freien ausgesetzt werden.
Katharinenportal soll wieder aufgestellt werden
40.000 Euro sind bereits gesammelt, 200.000 Euro werden benötigt: Das alte Portal der 1964 zerstörten Katharinenkirche soll in das Magdeburger Stadtbild zurückkehren. „Mit dem Wiederaufbau gelingt es vielleicht, eine alte Wunde, die noch nach der Zerstörung der Innenstadt 1945 ins Stadtbild geschlagen wurde, zu heilen“, sagt Heinrich Sonsalla. Der Wobau-Geschäftsführer ist Mitglied eines Kuratoriums, welches das Projekt begleitet. Am Mittwoch trafen sich die Mitglieder und Experten im Naturstein- und Baubetrieb Paul Schuster in der Münchenhofstraße. Schuster hatte beim Abriss der Kirche die Steine des Portals gesichert. Ohne seinen Einsatz wären sie mit ziemlicher Sicherheit verloren gegangen.
„Die Steine sind numeriert und wir haben schon einmal vorgepuzzelt. Was fehlt sind die beiden Halbreliefs mit den Engeln. Wahrscheinlich befinden sich diese noch im Technikmuseum. Da müssen wir uns nochmal auf die Suche machen“, sagt Frank Schuster. Geklärt werden müsse auch noch, wie das Portal stabilisiert werden soll. Denn freistehend könne es nicht aufgebaut werden. So sollen die Steine an einer Betonwand Halt bekommen. Doch auch dies sei eine knifflige Angelegenheit, da das Portal nicht völlig symmetrisch sei. Vom Beton soll aber möglichst wenig zu sehen sein. Steht das Portal wieder, könne man hindurchlaufen. Ein Ort ist bereits gefunden. Es soll am Kathrinenturm in unmittelbarer Nähe zum ursprünglichen Standort wieder aufgebaut werden. „Wir wünschen uns, dass der Wiederaufbau bis Herbst 2016 gelingt“, sagt Klaus Zimmermann, Bürgermeister, städtischener Beigeordneter und Vorsitzender des Kuratoriums. Dann jährt sich zum 50. Mal die Zerstörung des letzten Restes der Katharinenkirche. Voraussetzung sei aber, dass genügend Spendengelder gesammelt werden. Die Landeshauptstadt hat hierfür bei der Stadtsparkasse ein Spendenkonto eingerichtet. Unter dem Stichwort „Spende für das Katharinenportal“ kann die finanzielle Unterstützung auf das IBAN-Konto DE02 8105 3272 0014 0001 01 überwiesen werden.
Für den 11. April ist ein Katharinenfest im Nordabschnitt des Breiten Weges geplant. Von 11 bis 13 Uhr wird es jede Menge Informationen zu dem geplanten Projekt geben. Unter anderem werden an diesem Tag auch die geretteten sakralen Gegenstände aus der Katharinenkirche zu sehen sein.
Kuratorium besichtigt Fragmente und hofft auf die Spenden für den Wiederaufbau / Befestigung der Steine ist Thema
Fast 40 000 Euro haben Spender bislang für den Wiederaufbau des Katharinenportals zusammengetragen. 200 000 Euro werden benötigt. Gestern gab es eine Beratung mit Kuratoriumsmitgliedern und Experten.
Von Martin Rieß
Mit dem alten Portal der zerstörten Kirche soll am Katharinenturm im Breiten Weg ein Stück Geschichte zurück ins Magdeburger Stadtbild und ins Bewusstsein der Menschen geholt werden. Auch wenn die Wobau eine treibende Kraft und ein Unterstützer hinter diesem Vorhaben ist – gefragt ist das Engagement von Bürgern. Grund: Der Wiederaufbau soll aus Spenden finanziert werden – siehe Infokasten.
Gestern haben sich Mitglieder des Kuratoriums, welches das Projekt begleitet, im Naturstein- und Baubetrieb Paul Schuster in der Münchenhofstraße getroffen. Paul Schuster hatte beim Abriss des Kirchturms die Originalsteine geborgen. Ohne seinen Einsatz und den seiner Söhne wäre das Material wahrscheinlich für den Unterbau von Straßen oder den Bau von Häusern verwendet worden. Derzeit geht es um technische Fragen. Frank Schuster sagt: „Die einzelnen Teile sind genau nummeriert.“ Für zwei Halbreliefs mit Engeln muss noch geklärt werden, ob sie sich im Technikmuseum oder am Hafen befinden. Große Teile der Originalsteine befinden sich nach wie vor auf dem Gelände des Baubetriebs in der Münchenhofstraße. Will heißen: Das virtuelle Portal-Puzzle ist im Wesentlichen gelöst.
Technische Fragen ergeben sich vor allem daraus, wie das Portal stabilisiert werden soll. Denn klar ist, dass es nicht frei stehen kann. Und die jahrhundertealte Kirche als Hinterbau fehlt. Daher soll eine Betonwand errichtet werden, an der die Steine Halt bekommen. Dazu muss jetzt festgelegt werden, an welchen Stellen die Befestigungen in der Wand angebracht werden – nachdem die Wand nämlich betoniert ist, ist das kaum noch möglich. Hans-Jörg Schuster erläutert: „Knifflig ist das nicht zuletzt deshalb, weil das Katharinenportal nicht völlig symmetrisch ist.“ Das liegt zum einen am Zahn der Zeit, der auch am Stein nagt. Aber auch daran, dass die Erbauer des Katharinenturms ihre Arbeit von vornherein den ganz und gar nicht symmetrischen Gegebenheiten angepasst haben. Hans-Jörg Schuster sagt: „Die Herausforderung besteht darin, die Betonmauer bündig mit dem Portal abschließen zu lassen – schließlich soll vom Beton so wenig wie möglich zu sehen sein.“ Das bedeutet im Übrigen auch, dass die Fußgänger das frei stehende Tor im Breiten Weg durchschreiten können – ohne dabei allerdings wie in früheren Zeiten in den Innenraum eines Gebäudes zu gelangen.
Neben den Fragen zur Befestigung des Gemäuers geht es auch darum, die Originalsteine, die zwischen 30 Kilogramm und drei Zentnern wiegen, aufzuarbeiten. An einigen ist nur wenig von der Oberfläche abgeplatzt, an anderen fehlen große Eckstücke. Unverkennbar sind auch Rußspuren, die aus den Bombennächten im Zweiten Weltkrieg stammen dürften.
Dem Kuratorium zum Wiederaufbau steht Klaus Zimmermann vor. Verbunden ist der Bürgermeister und Wirtschaftsbeigeordnete dem Thema als Aufsichtsrat der Wobau, die mit der Sanierung des Katharinenturms den Stein zum Portal-Wiederaufbau ja erst ins Rollen gebracht hat. Er sagt: „Wir wünschen uns, dass der Wiederaufbau bis Herbst 2016 gelingt.“
Grund: Dann jährt sich zum 50. Mal die Zerstörung des letzten Restes der Katharinenkirche. Wobau-Geschäftsführer Heinrich Sonsalla sitzt ebenfalls im Kuratorium und sagt: „Mit dem Wiederaufbau gelingt es vielleicht, eine alte Wunde, die noch nach der Zerstörung der Innenstadt 1945 ins Stadtbild geschlagen wurde, zu heilen.“
Wie Klaus Zimmermann sagt, war die Katharinenkirche noch bis in die 1960er Jahre von der evangelischen Gemeinde genutzt worden. Damit gibt es – verglichen mit anderen zerstörten Magdeburger Kirchen – noch recht viele Menschen, die hier am kirchlichen Leben teilgenommen haben. Auch von diesen Menschen erhofft sich der Vorsitzende des Kuratoriums finanziellen und moralischen Zuspruch – selbst wenn einige der Zeugen des Lebens in der Katharinenkirche nicht mehr in Magdeburg leben.
Zwar hatte es zuletzt keine Bestandteile des alten Kirchenbaus gegeben, die für den Spendentopf verkauft werden konnten. Jetzt aber gibt es bezüglich der Aufarbeitung der Steine Hoff nung. Das Portal soll nämlich nicht weit ins Mauerwerk wie bei der Katharinenkirche hineinragen. Es soll gleichmäßig flach auf der Wand befestigt werden. Aus dem hinteren Bereich wird es damit neues Souvenir-Material aus den alten Steinen geben. Die Idee von Familie Schuster: Aus diesem ließen sich kleine Quader herstellen, die zugunsten des Spendentopfs zum Beispiel zum Katharinenfest (siehe Infokasten) in durchsichtiges Harz eingegossen und verkauft werden könnten.
Die Bauarbeiten, die in den vergangenen Wochen am Katharinenturm über die Bühne gegangen sind, haben übrigens noch nicht direkt mit dem Fundament für das Katharinenportal zu tun.
Vielmehr ging es darum, die Leitungen im Untergrund neu zu sortieren. Dies hatte sich als recht schwierig erwiesen, da die Arbeiter hier eine Mischung aus nicht mehr gebräuchlichen
Standardgrößen der DDR und der Sowjetunion vorgefunden hatten. Zur Bauzeit der Blöcke rings herum galten die heute nicht mehr genutzten Industrienormen TGL bzw. Gost. Heinrich Sonsalla berichtet, dass es keine Produzenten für passende Anschlussteile mehr gibt. Die Fertigstellung verzögerte sich, da erst maßgefertigte Anschlüsse produziert werden mussten. Jetzt sind die Arbeiten abgeschlossen. Damit kann auch das von der Magdeburgischen Gesellschaft von 1990 bereits vor Jahren spendierte Modell der Katharinenkirche am Breiten Weg wieder aufgestellt werden.
2014
Dauerbaustelle am Katharinenturm verwundert Anwohner / Bis November wird Fundament gelegt
Eine Baugrube am Fuß des Katharinenturms verwundert die Anwohner des Breiten Wegs. Dort soll das sanierte Portal der früher dort stehenden Kirche errichtet werden. Bis November wird dafür das Fundament gelegt.
Von Julian Schmidt und Stefan Harter
Am 5. Dezember 2013 wurde der Katharinenturm am Breiten Weg eingeweiht. Zwei Jahre lang dauerten die Sanierungsarbeiten am ehemaligen Haus der Lehrer. Passanten und Bewohner aus der umliegenden Nachbarschaft waren im vergangenen Winter froh über das Verschwinden der Großbaustelle. Doch seit Mai dieses Jahres wird wieder am Katharinenturm gebuddelt.
Unmittelbar am Treppenaufgang befindet sich direkt vor dem Turm ein etwa 30 Meter langer Bauzaun. Er schützt eine Baustelle, die bis in Richtung Weitlingstraße führt. Eine offene Grube, freigelegte Kabel und Rohre und ein Container gefüllt mit Schutt – vor allem die Anwohner am Breiten Weg wundern sich über diesen Anblick. „Wir dachten, die Arbeiten rund um den Katharinenturm seien schon längst abgeschlossen. Warum hier seit Monaten wieder gearbeitet wird, weiß keiner von uns“, erzählt eine Mieterin, die direkt nebenan wohnt.
Ein Sprecher der Wobau erklärt gegenüber der Volksstimme, was es mit der Baustelle auf sich hat: „An dieser Stelle soll das Fundament des Portals der Katharinenkirche gelegt werden. Das noch erhaltene Eingangsportal der einst an gleicher Stelle stehenden Kirche soll am Fuße des Geschäfts- und Wohnhauses wieder aufgestellt werden.“ Für die Baumaßnahmen mussten zunächst Altfundamente demontiert werden. Außerdem waren Suchschachtungen erforderlich, die eine umfangreiche Planung zur Umverlegung von Leitungen in Abstimmung mit den einzelnen Trägern notwendig machten. Die Arbeiten am Fundament werden laut Wobau-Sprecher noch bis Mitte November andauern.
Für die Wiedererrichtung des Portals der 1966 abgerissennen Katharinenkirche hat sich im Juli ein Kuratorium gegründet. „Die Spenden kommen noch etwas schleppend“, sagt Mitglied Klaus Zimmermann. Deshalb überlege man derzeit, welche Aktionen gestartet werden und wie man die Spender öffentlich am Portal würdigen kann. Eine eigene Internetseite ist zudem in Arbeit.
Nachdem der Katharinenturm im Breiten Weg eröffnet ist, fehlt nun noch seine ganz besondere „Zierde“. Das noch erhaltene Eingangsportal der einst an gleicher Stelle ragenden Katharinenkirche soll schon bald am Fuße des Geschäfts- und Wohnhauses wieder aufgestellt werden. Auch das einst über dem Torbogen der Kirche angebrachte Abbild der Heiligen Katharina soll, in einer Kopie, dort wieder ihren Platz finden. „Dafür brauchen wir aber die Hilfe der Magdeburger“, appelliert Klaus Zimmermann, Aufsichtsratsvorsitzender der Wobau. Die bereits angefertigte Katharinen-Statue ist seit Dienstag in der Filiale der Stadtsparkasse am Alten Markt zu sehen. Dort wird sie nun „höchstpersönlich“ um Spenden werben. Es ist voraussichtlich eine Summe von 200.000 Euro für die Errichtung von Portal und Statue nötig.
Neues Kuratorium ruft die Magdeburger zu Spenden auf
Von der Katharinenkirche, die bis 1966 im Breiten Weg stand, ist das Portal noch erhalten. Es soll mit Hilfe einer Spendenaktion am Katharinenturm im Breiten Weg wieder aufgebaut werden.
Von Peter Ließmann
Viel ist von Mageburgs Renaissance- und Gründerzeit-Innenstadt nach dem Zweiten Weltkrieg nicht übrig geblieben. Darum sollen die wenigen Reste, die es noch gibt, auch gepflegt werden. Wie jetzt am Katharinenturm im Breiten Weg. Dort stand bekanntermaßen vor dem „HdL“ die Katharinenkirche. Sie wurde zwischen 1964 und 1966 abgerissen. Nur wenig konnte von dem Gotteshaus damals gerettet werden. Die Skulptur der Heiligen Katharina etwa – sie steht in der Wallonerkirche – und das Portal der Kirche. Es liegt, in Einzelteile zerlegt, im Technikmuseum. Nun soll es wieder aufgebaut werden. Das hatte die Wobau, die aus dem HdL den Katharinenturm machen ließ, vor Baustart versprochen.
Dieses Versprechen soll jetzt eingelöst werden – mit Unterstützung der Magdeburger, wie Klaus Zimmermann, Wobau- Aufsichtsratsvorsitzender und Stadtkämmerer, sagte. Dazu wurde ein Kuratorium gegründet, das sich Anfang Juli konstituieren werde.
Wichtigste Aufgaben des Kuratoriums sind die Begleitung des Wiederaufb aus des Portals und das Sammeln von Spenden. Denn immerhin: Rund 200 000 Euro sind für die Umsetzung des Projekts notwendig. „Das Portal ist zum größten Teil noch vorhanden. Es soll mit Hilfe einer Stahlbeton-Konstruktion wieder aufgestellt werden, und die einzelnen Elemente müssten natürlich auch restauriert werden“, so Klaus Zimmermann.
Ein Platz für das Katharinenportal ist bereits ausgewählt. Es soll die Lücke zwischen Katharinenturm und dem südlich angrenzenden Wohn- und Geschäftshaus schließen.
Einen angestrebten Zeitrahmengibt es auch schon. „Das Mittelschiff der Kirche wurde 1964, also vor 50 Jahren, abgebrochen. Die Sprengung der Türme folgte 1966“, so Klaus Zimmermann. Wenn man es folglich schaffe, das Portal in zwei Jahren aufstellen lassen zu können, wäre das ein toller Erfolg. Bis dahin müssen allerdings 200 000 Euro gesammelt werden. „Wir werden überall, wo es geht, die Werbetrommel rühren“, spricht Klaus Zimmermann auch für seine Kuratoriums-Kollegen. Das sind Wobau-Chef Heinrich Sonsalla, Baubeigeordneter Dieter Scheidemann, ITGGeschäftsführer Oliver Ball, Bauunternehmer und Stadtrat Hans-Jörg Schuster und Bauingenieur Prof. Dieter Beyer.
„Mit der Spendenaktion wollen wir die Magdeburger auch für ein Stück Stadtgeschichte begeistern“, sagt Zimmermann und ruft gleich mal zum Spenden auf. „Wir werden jeden Spender auch auf einer Art Namenstafel am Portal würdigen.“
Ein Fauxpas der Redaktion fördert die Wiederkehr einer barocken Plastik an ihren einstigen Standort in Magdeburg zu Tage
Von Katja Tessnow
„Die war es nicht“, lässt Hans-Jörg Schuster eine korrigierende Nachricht an die Redaktion enden und meint: Es war nicht die Zarin Katharina, die er sich als steinerne Gefährtin für seinen Neujahrsgruß an die Magdeburger auserwählt hatte. Der Ratsfraktionschef der Liberalen kam in unserer Ausgabe vom 8. Januar im politischen Jahresausblick zu Wort. Wie seine Ratskollegen auch durfte er begleitend eine Kulisse fürs eigene Neujahrsporträt frei wählen.
Schuster bestellte die Fotografin auf den Hof des Denkmalpflegebetriebes Paul Schuster ein, den er selbst geschäftsführend leitet. Die Fotografin wiederum richtete der Redakteurin aus, dass sie Herrn Schuster nebst der Katharina abgelichtet habe. Die Redakteurin machte schließlich im Bildtext die Zarin daraus. Pardon und eben: „Die war es nicht.“
Eine derart raumgreifende Korrektur ist uns der Fauxpas deshalb wert, weil sich hinter Schusters Motivwahl, wie sich jetzt herausstellt, eine wirklich schöne Geschichte verbirgt.
„Ich hatte die Absicht, den Magdeburgerinnen und Magdeburgern ein neues altes Gesicht erstmals zu präsentieren: die ,Heilige Katharina‘“, erklärt der Denkmalpfl eger, Unternehmer und Kommunalpolitiker im Ehrenamt und verrät: Sie wird ihren Platz im Foyer des eben zum Katharinenturm umgebauten, ehemaligen Hauses der Lehrer (HdL) im Nordabschnitt des Breiten Weges finden und dortselbst fortan für alle Besucher des neuen Wohn- und Geschäftshauses erlebbar sein.
Hintergrund: Katharinenturm heißt das in Regie der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft (Wobau) sanierte Hochhaus in Erinnerung an die Katharinenkirche, die – im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt – bis zu ihrer Sprengung in den 1960er Jahren hier ihren Standort hatte. Gerettet werden konnten dazumal jedoch das Portal und die Barockplastik der Namenspatronin des Gotteshauses. Das gut erhaltene Original steht bis heute in der Wallonerkirche.
Die Wobau beauftragte nunzur Ausstattung ihres Katharinenturms die Steinbildhauer von Schusters Firma mit der Fertigung einer Kopie in Originalgröße. Sie wurde aus Sandstein
geschlagen, ist komplett und auf dem nebenstehenden Foto in ihrer Pracht zu sehen, die Heilige und nicht die Zarin, wenn auch bekrönt.
Schuster hofft sogar auf einen erneuten Umzug der neuen Schöpfung an einen noch prominenteren und noch großzügiger historisch ausgestatteten Ort in Nachbarschaft zum Katharinenturm – dann wieder mit dem alten Kirchenportal vereint. „Pläne dafür gibt es schon“, so Schuster. Ob und wann sie Wirklichkeit werden, ist indes noch unklar.
Abschließend möchte Schuster klarstellen, dass er auch gegen die Zarin Katharina II. gar nichts gesagt haben will und packt sein Fachwissen aus. „Natürlich hat auch sie einen Bezug zu unserem Land. Schließlich hieß sie vor der Krönung Sophie Auguste Friederike und stammte aus der Fürstenfamilie Anhalt-Zerbst- Dornburg.“ Nur eben und zum letzten Mal: Die auf dem Foto neben Schuster und Zylinder das ist die neue, alte Heilige vom neuen Katharinenturm.
Rückenwind für das Kirchtor: Mit einem großzügigen Scheck in Höhe von 9.000 Euro an das Kuratorium zur Wiedererrichtung des Katharinenportals hat Maximilian Grauvogl, Vorstandsvorsitzender der Planungsgesellschaft Obermeyer, seine Solidarität mit dem Projekt zum Ausdruck gebracht. Bürgermeister und Kuratoriumsvorsitzender Klaus Zimmermann und Wobau Geschäftsführer Heinrich Sonsalla nahmen die Spende in dieser Woche dankend entgegen. Die Magdeburger Niederlassung des Münchner Planungsunternehmens Obermeyer hat am Dienstag ihr neues Büro im frisch sanierten Katharinenturm eröffnet. Der Umzug in den Geschäftsturm kam nicht von ungefähr, war das Unternehmen doch maßgeblich an seiner Planung und der Bauleitung während der Sanierungsphase beteiligt.
Das noch erhaltene, etwa zehn Meter hohe Eingangsportal der Kirche soll nun, in Erinnerung an die Geschichte des Ortes, an alter Stelle aufgebaut werden.